Geschichte

Vorzeit
Die ersten Menschen drangen in den bis dahin vorrangig von Elfen bewohnten Talkessel vor etwas mehr als eintausend Jahren ein. Von diesem Volk, das dem Land den Namen Shim’bra (Felsenwald, oder auch Steinholz) gegeben hatte, ist heute wenig bekannt. Noch heute zeugen einige Ortsnamen und die Kunst, die Niel’tus-Fliege zu melken, von den Jael’ashan, doch sonst ist von dem friedvollen, zauberkräftigen Menschenvolk wenig bekannt. Wer mehr über sie erfahren wollen würde, müsste da wohl den Liedern der Elfen lauschen, doch nur wenige Thrimorer finden ihr Glück bei ihnen.

Aus gutem Grund. Etwa dreihundert Jahre später drang ein anderes Volk in den fruchtbaren Talkessel ein. Anders als die Jael’ashan waren die Raudmannen ein kriegerisches und raues Volk. Sie nahmen die herzlichen Einladungen der Jael’ashan an, lernten von ihnen, teilten das Land friedvoll mit ihnen – und nahmen sich danach den Rest, verstreuten die Ureinwohner in die Wälder und die unwirtlichen Berge herum und besiedelten ihre prachtvollen Städte. Heute, achthundert Jahre später, ist von den Jael’ashan kaum mehr übrig als Erinnerungen. Sie sind, ebenso wie die Raudmannen, ganz im Volk der Thrimorer, wie es heute heißt, aufgegangen. Mittlerweile hat es sich zu einer zivilisierten Hochkultur fortentwickelt – von seiner Wehrhaftigkeit hat es aber nichts verloren!

Die Prophezeiung

Es ist nun 424 Jahre her, dass der Prophet Jerik Tollmeren den damaligen Grafen Aptron Thrimos davon in Kenntnis setzte, was genau in 435 Jahren mit oder in Thrimor passieren würde. Das Volk hat niemals vom Inhalt der Prophezeiung erfahren. Nichtsdestotrotz richtete Graf Aptron Thrimos die Geschichtsrechnung Thrimors auf eben dieses Jahr aus. 

Seitdem kursieren vielerlei Gerüchte über den Inhalt der Prophezeiung. Einige sprechen von einem Helden, der kommen wird, um den alten Glanz Thrimors, vor der Zeit der Isolation, wiederherzustellen. Andere befürchten den Untergang der Grafschaft oder gar das Ende der Welt.

Der Fluch

Kurz nach dem Erscheinen Jerik Tollmerens brach der Fluch im Alt-Ciryonischen Reich aus. Thrimor war zu der Zeit noch eine Grafschaft Ciryons. 

Die Kinder des Ciryoner Fürsten waren die ersten Opfer des magischen Giftes, welches sich in kürzester Zeit seinen Weg durch das gesamte Fürstentum bahnte. Ebenso rasch verbreitete sich die Kunde, dass der Fluch allein schon bei Berührung übertragen würde. Graf Aptron Thrimos reagierte radikal und entschlossen. Er ließ den einzigen Gebirgspass, der von Thrimor aus zu den anderen Grafschaften Ciryons führte, sperren. Thrimor stand unter Quarantäne. Aus dem Thrimorer Heer wurde die Thrimorer Garde geformt, jene schlagkräftige Armee, die noch heute die innere und äußere Sicherheit gewährleistet. Die Grenzen wurden völlig dichtgemacht: Alle Ciryoner, die es wagen wollten, dem Fluch nach Thrimor zu entfliehen, wurden abgewiesen oder gleich vor dem Grenztor mit Pfeilen und Bolzen gespickt, um eine Übertragung des Fluches zu verhindern. Mit derselben Härte wurde gegen alle Thrimorer vorgegangen, die auch nur daran dachten, das Land zu verlassen. Um sicherzugehen, dass sich niemand hinausschleicht, wurde die Thrimorer Garde um eine gewaltige Miliz erweitert, der beinahe jeder erwachsene Mann angehört. Thrimorer Gardisten wurden mit Silber und Ehre entlohnt. Dafür schworen sie dem Grafen unbedingte Treue und begannen, das Volk (zum eigenen Schutz) zu überwachen.

Die Bürger Thrimors sahen in diesem Fluch die Prophezeiung Jerik Tollmerens. Viele deuteten die Umstellung der Geschichtsrechnung als fadenscheinige Ablenkung. Mehr und mehr Menschen im Volk waren der Ansicht, dass der Graf vor dem Fluch gewarnt worden war und dass er diesen hätte verhindern können. Viele hatten auch Familie und Freunde in anderen Teilen des Alt-Ciryonischen Reichs, von denen sie getrennt wurden. Die Schuld dafür wurde ebenfalls Graf Aptron zugeschoben. Thrimor wurde von Unruhen gebeutelt. Nur ein beherztes Eingreifen der Thrimorer Garde konnte verhindern, dass das Land im Bürgerkrieg versank.

Die Entstehung des Rates

Als sich die Stellungen verhärteten und kein Fortschritt mehr spürbar war und immer furchterregendere Nachrichten über die Auswirkungen des Fluches an den südlichen Grenzposten gelangten, trafen sich die höchsten Vertreter der Aufständischen mit dem Grafen und seinen Beratern. Die Bürger hatten zwar mittlerweile eingesehen, dass die Quarantäne sinnvoll war, wollten aber trotzdem nicht weiter von einem Grafen nach seinem Gutdünken befehligt werden. 

Es wurde lange verhandelt. Ergebnis der Verhandlungen war, dass sich ein Rat bilden würde. Ein Rat bestehend aus fünf Ratsleuten, je einer für eine der fünf Ländereien Thrimors. Diese wurden vom Volk „gewählt” (bzw. von den einflussreichsten Bürgern bestimmt) und hatten fortan ein Mitspracherecht bei allen Belangen der Grafschaft. Sie wirken seither als Mittler zwischen Grafen und Volk. Somit war das Volk vorerst besänftigt.

Die Wiederöffnung der Grenzen

In den letzten Jahren lehnten sich aber wieder Bürger gegen die Quarantäne auf. Vor allem in den südlichen Teilen Thrimors, in dem die Verbindungen zum restlichen Alt-Ciryonischen Reich am stärksten gewesen waren, wurden Stimmen laut, die die Öffnung der Grenzen forderten. Der Graf dachte allerdings nicht daran, diesen Forderungen nachzugehen.

Im Jahre 12 vor der Erfüllung der Prophezeiung gelangte Kunde an den südlichen Grenzposten Thrimors, dass der Fluch in Ciryon endgültig gebrochen sei. Um den politischen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, erlaubte der Rat, dass vorsichtig, aber doch stetig, wieder erste Kontakte mit der Außenwelt geknüpft wurden. Dies warf jedoch einige Probleme auf. Zum einen war Thrimor zu dieser Zeit schon über 400 Jahre autark gewesen. Kein Thrimorer fühlte sich mehr als Ciryoner und der derzeitige Graf Folken Tirell Thrimos hatte auch nicht im Sinn, Abgaben an ein ihm fremdes Fürstentum zu leisten.

Desweiteren gab es da noch ein Problem mit Uninga. Uninga ist jenes Tal, welches Thrimor mit dem Rest des Alt-Ciryonischen Reiches verbindet. Zu Zeiten vor dem Fluch war Uninga ein Lehen unter der Herrschaft des Grafen von Thrimor gewesen. So wie Thrimor dem Alt-Ciryonischen Reich, fühlte sich nun nach so langer Zeit auch Uninga Thrimor gegenüber keinerlei Lehenstreue schuldig. Thrimor brauchte Uninga aber, da die Salzminen von Uninga unermesslich wertvoll für das nahezu salzlose Thrimor waren. Dies hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert und Thrimor trachtet immer noch danach, Uninga in die Grafschaft Thrimor einzugliedern.

Weiters gibt es Stimmen im Volke, die der Wiederöffnung stark widersprechen. So kurz vor dem Erfüllungsjahr fürchten sie, dass die Prophezeiung wirklich etwas mit dem Fluch zu tun habe. Sie fürchten, dass der Fluch sehr wohl auch Thrimor treffen würde, nämlich genau im Jahr der Erfüllung der Prophezeiung. Diese Bürger legten alles daran, um politisch und gesellschaftlich eine erneute Abschottung Thrimors, zumindest bis nach dem Jahr der Erfüllung der Prophezeiung, zu erzwingen. Manche von ihnen schafften sich sogar schon Enklaven am Rande Thrimors, um bei einem erneuten Ausbruch des Fluches ein eigenes, unabhängiges Refugium zu haben.

Wir schreiben das Jahr 10 EP (vor der Erfüllung der Prophezeiung).